Black Honey

Fantasie und Eskapismus sind schön und gut, aber was passiert, wenn man sich anschnallt und Kurs direkt auf den Kern der eigenen kalten, harten Realität setzt? Zwei Alben lebte das Quartett Black Honey Frontfrau Izzy Bee Phillips, Gitarrist Chris Ostler, Bassist Tommy Taylor und Schlagzeuger Alex Woodward in einem glitzernden, sepiagetönten Zauberreich, das sie selbst geschaffen haben. Das hat ihnen unbestreitbar gutgetan. Die kultigen Underground-Lieblinge vom selbstbetitelten Debüt aus dem Jahr 2018 hatten drei Jahre später ihren Durchbruch mit dem Top-TenNachfolger Written & Directed. Jetzt folgt mit A Fistful Of Peaches der dritte Wurf und damit bereits ihre zweite Nummer eins Platte in den UK Independent Album Charts. Hier zeigt sich die Band aus Brighton von ihrer bisher intimsten und ehrlichsten Seite und liefert eine Platte, die das gesamte Spektrum menschlicher Emotionen abbildet, vom Angenehmen bis zum Grausamen, von der Finsternis bis zum Licht. Aber auch wenn der Inhalt sich verändert hat, die Musik bleibt der sich stetig verwandelnde Indie-Punk-Pop, der mal nostalgisch durchtränkt und dann wieder straight auf die Zwölf daherkommt. Damit haben es Black Honey nicht nur zu Support-Slots für Größen wie Liam Gallagher, The Libertines, Idles oder The Vaccines gebracht und auf Headliner-Shows und bei Festival-Auftritten geglänzt, sondern auch eine Legion von begeisterten Fans aufgebaut. Auch ihr drittes Album strahlt die gleiche musikalische Courage aus, mit der sich Black Honey die renommierten Bühnen und Arenen zu ihrem Zuhause machten. Izzy ist inzwischen so etwas wie eine Rattenfängerin für die Ausreißer des Lebens geworden, für die Menschen, die sich an eine schwierige Jugend erinnern und verzweifelt versuchen, in einer oft unmöglichen Welt Anschluss und Verständnis zu finden. Das Ergebnis kann man bei jedem Black Honey-Konzert in der ersten Reihe sehen: Engagierte Fans, die die Botschaft der Band, nämlich die Akzeptanz in jeder Form, unterstützen. Das kommt auf dem neuen Album deutlicher, denn je zum Ausdruck, aber hundertprozentig auf jeder Show. Und wer weiß, vielleicht gesellt sich zum Konzert in Köln noch die ein oder andere Show dazu.