Andrea Limmer: Das Schweigen der Limmer

Alle elf Sekunden verliert sich jemand beim Barshippen, führt das Navi einen an der Nase herum, bedankt die Bahn sich für unser Verständnis, wird die Deutschlandcard als Reisepass benutzt, fragt Tinder: "Zum Mitnehmen oder Abwinken?", und malträtiert uns
eine Werbung für Styling-Apps oder Online-Games. Diese Flut von Blablabla, Bildern und Blödsinn verwandelt immer mehr Menschen in neurotische Elendshäufchen. Sie googlen ihr Ego, statt in den Spiegel zu schauen, und kriechen mit letzter Kraft auf die IKEA-Couch eines Therapeuten. Sogar der Limmerin hat es jetzt den Vogel rausgehauen. Sprich: sie schweigt. Denn das niederbayrische Energiebündel will sich wehren, gegen den ausgesprochenen Irrsinn dieser Welt. Darum hockt sie jetzt samt ihrer Ukulele Karla verstockt hinter dem Ofen. Da hilft weder Urschrei-Kartoffel, noch Blutwurz-Pille.

Nur für ihr Publikum bricht sie ihr Schweigen. Charmant und hintersinnig plaudert die aufstrebende Ratschkathl über die großen Geschehnisse der Zeit, die sich wie immer auch ganz alltagstauglich in ihrem eigenen sozialen Bermuda-Dreieck abspielen. Mit gewohnt großer Spielfreude schlüpft sie in ihre skurrilen Figuren und präsentiert neue Lieder. Selbstredend erlebt man mit der Limmerin also wieder den ganz normalen Wahnsinn. In Stereo!