Der Herr Polaris
- Datum:
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Mittwoch, 18. Januar 2017 um 20:30
- Schlagwörter:
- Rock&Pop
- Künstler:
- Der Herr Polaris
- Eingetragen von:
- Terminredaktion RPD
Der Herr Polaris
Mit "Mehr innen als außen" liefert der Herr Polaris eine Platte voller melancholisch-sehnsüchtiger Kleinoden, die man in ihrer klar akzentuierten Schlichtheit und textlichen Genauigkeit sofort aufzunehmen meint, dabei aber nach und nach so viele Subtexte und Nuancen entdeckt, dass man besser gar nicht erst von einer weiteren Indie- oder NeoFolk-Entdeckung zu sprechen beginnt.
Dann könnte selbst die Grundinformation, dass der Herr Polaris häufig alleine, zunächst meist akustisch und im weiteren Verlauf dann punktgenau mit waidwund knarzenden und schrappenden Vintage-Klangmachern arbeitet, mächtig in die Irre führen. Dann könnte man ihn ebenso schnell für einen weiteren neuen deutschen Songwriter halten, der mit traurigem Blick und gedämpfter Stimme in Prä-Smartphone-Nostalgie schwelgt und den postmodernen First World-Beziehungsproblems größtmögliche Melodramatik abringt; one for the show und one für den besonderen Tränenzieher-Moment sozusagen. Kommt doch immer gut bei Songwritern heutzutage. Bei dem Herrn Polaris könnte man mit solchen Pauschalismen kaum falscher liegen. Umso mehr freute sich Bruno Tenschert, wie der Herr Polaris abseits der Bühne heißt, über den Vorschlag, ihn in diesem Begleittext also Liedermacher zu nennen, mit etwas mutwilliger Dehnung vielleicht auch Chansonnier mit lockerem Wohnzimmerstudio-Ambiente. "Nicht weil ich mich von anderen Songwritern krampfhaft abgrenzen möchte", sagt er, "sondern weil mit dem Singer-/Songwriter-Stempel gleich so viele klangliche und inhaltliche Trademarks mitschwingen, die ich nun gerade zu vermeiden versuche. Ich bin zum Beispiel kein Storyteller, wie das die Troubadoure des Folk nun mal machen. Ich suche stattdessen nach möglichst einfachen, klaren, kurzen Zeilen, um eine bestimmte zwischenmenschliche Konstellation zu beschreiben, die letztlich jeder kennt - damit auch jeder sich auf seine Weise damit verbinden kann, ungeachtet seiner konkreten Problemstellung. Es fühlt sich für mich so aufrichtiger und damit viel richtiger an." Gilt nicht minder für seine Musik: Sie ist in gleicher Weise schlicht und komplex, einladend und warm, aber ebenso ungewöhnlich und herausfordernd, unkonventionell zu Ende gedacht, aber trotzdem auf den entscheidenden ersten Blick einladend zutraulich. Die meisten Songs von Herrn Polaris kommen mit wenigen Einzelzutaten daher und durchliefen eine ganze Reihe von Stadien. Manche Songs existieren sogar in drei komplett unterschiedlichen Versionen, bevor Bruno Tenschert die Gewissheit bekam, dass er ihre jeweilige Essenz gefunden und formuliert hat. Wobei 'Essenz' nicht zwingend 'minimalistisch' meint. Im Gegenteil: Je nach Song und seinem Thema dürfen im Hintergrund auch gern unterschwellige Klangtexturen ätherisch durch die Räume mäandern oder lustvoll unkontrolliert kurz nach vorne toben - Hauptsache sie verändern nicht das Wesen eines Stücks. Und seinen Grundcharakter zwischen dem Lebensrealismus eines Mittdreißigers und seinem niemals endenden Mut zaghafter Hoffnung, dass sich auch die traurigen Momente und Begebenheiten irgendwann in Glück verwandeln. Um die Aufrichtigkeit und Integrität dieses Wesenskerns kämpft Bruno bei jedem Stück, wie eine Löwenmutter um ihr Junges. Und wenn es eben manchmal Jahre braucht, bis ein Lied konturscharf und perfekt sitzend ausformuliert wurde.
Einlass 20:00 Uhr